Die Untergehäuse der Herbrig-Orgeln - vergleichende Betrachtungen

Diese Miteilungen entsprechen ausschließlich einer deskriptiven, nicht aber der funktionellen Betrachtungsweise. Für besonders Interessierte kommen dennoch einige neue Aspekte zur Darstellung.

♦ Mittig in der unteren Hälfte der Gehäuse befinden sich die Spielschränke, die immer zwei aufklappbare, verschließbare Türflügel besitzen. Die originalen Beschläge sind nur noch an wenigen Orgeln erhalten geblieben, meist nur ein Beschlag davon.

♦ Die Orgeln haben ein und zwei Manuale und alle ein selbständiges Pedalwerk. Die kleinsten Orgeln hatten 11, die größte - einst in der Kirche zu Hohnstein - 23 Stimmen (Register). Die Umfänge der Manualklaviaturen reichen von C - d´´´, e´´´ und f´´´. Die Untertasten der Manualklaviaturen sind mit Ebenholz, die Obertasten mit gebleichtem Knochen belegt (Ausnahme: Kötzschenbroda). Auf den glatten Stirnseiten der Untertasten sind keine werkstatttypischen Kennzeichen vorhanden (Vgl. G. Silbermann oder J. Chr. Kayser).
♦ Die beiderseits der Manualklaviaturen in zwei oder drei Reihen angebrachten Registerzüge tragen schwarze, polierte Registerknöpfe und in der ersten Schaffensperiode daneben oder darüber aufgeklebte Namensschilder. Später erfolgte die Beschriftung auf Papier unter Glas. Die Beschriftung auf Porzellanplättchen (Langenwolmsdorf) ist hochwahrscheinlich nachträglich vorgenommen worden.

links: Eschdorf
Mitte: Altstadt
rechts: Langenwolmsdorf

♦ Die Registerzugstangen sind vierkantig.

Foto: J. Lindner

Bei der Restaurierung der Altstädter Orgel im Jahr 2006 fand Johannes Lindner diese Beschriftungen der Zugstangen vor. Von wem sie stammen ist nicht zweifelsfrei geklärt.

| ? | ? | Quinte 3 Fuß | Gedackt 8 Fuß |


♦ Die Notenpulte sind aus Eichenholz gefertigt - sofern noch im Original erhalten - und zeigen von Instrument zu Instrument ein gering unterschiedliches Erscheinungsbild.

♦ Die Herbrig-Orgeln haben Parallelpedale. Die Umfänge der Pedalklaviaturen reichen von C - c´ und d´.
Die Pedalklaviaturen sind aus Eichen- und Fichtennolz hergestellt. Die Obertastenaufsätze sind schnabelförmig ausgeschnitten. Alle Tasten sind an dem der Orgelbank zugewandten Ende mit zwei leicht konkav gestalteten Fasen versehen. Die Tastaturen enthalten sämtliche Halbtöne.

Die originale Pedaltastatur in Altstadt: C - c´
Nicht mehr an allen Herbrig-Orgeln ist eine solche vorhanden.

Vergleichende Messungen:   HERBRIG   #   SILBERMANN

Die Breite der Pedalklaviatur misst 114 cm {bei G. Silbermann 110 cm}.
Der schnabelförmig ausgeschnittene Obertastenaufsatz ist 130 mm lang {bei G. Silbermann 90-95 mm}.
Das CIS ist im Pedal vorhanden, bei Silbermann fehlt es.

Die Breite von drei Oktaven (21 Untertasten) der Manualklaviatur beträgt 690 mm {bei G.Silbermann 660 mm}.
Die Untertasten im Manual sind 14 mm, die Obertasten 9 mm länger als bei Silbermann.

{x} Dähnert, Ulrich: Die Orgeln des Gottfried Silbermann in Mitteldeutschland. Köhler & Amelang. Leipzig 1953. S. 77ff.

Die Orgelbänke der Herbrigs sind alle nach einem Muster gebaut und besaßen ein aufgenageltes mit Rosshaar gepolstertes Lederkissen (in Dorf Wehlen rekonstruiert) auf der gesamten Sitzfläche [100 x 25 cm]. Die Eichenholzbretter sind akkurat gezinkt. In einigen Kirchen sind die Bänke nicht mehr vorhanden oder sie werden für andere Zwecke verwendet.

Beschädigte Herbrig-Orgelbank in Altstadt.

Das Notenpult ist durch unschöne Anbauten nach rechts verbreitert worden. Die symmetrischen linken und mittleren Rahmen sind original erhalten geblieben.

(Aufnahme vor der Restaurierung)

Recherchen: K. Mann;  Fotos: K. Mann, K. Schieckel

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