Die Orgeln der Kirche zu Dresden-Schönfeld
Die Schönfelder Kirche entstand um 1300 mit der Ortsgründung. Visitationsbericht von 1580: "Schulmeister Georgins Wind [...] verstehen zum weil Latein und versorgen des ortes die Orgel [...]"; 1646 angeblich Orgelneubau; 1807 Inventarium: "[...] Die Orgel an sich ist von 8 Fuß Länge mit 14 Registern und einem Pedal von ganzer Octave, das Manual der Klaviere aber von halber Octave und wird durch zwei Bälge getrieben."
1841 Orgelneubau von Christian Gottfried und Wilhelm Leberecht Herbrig;   Von Herbrig verfasste Schriftstücke oder deren Abschriften fehlen. In keiner der zugängigen Akten waren die Namen der Orgelbauer genannt, nur in einer wurde von den Erbauern gesprochen. Erst seit 2010//13 gibt es eine//zwei neue Quelle(n):
- Pfarrer J.F. Geißler, Stürza, Feb. 1846: ..., dass man den Orgelneubau in Stürza "[...] Wilhelm Leberecht Herbrig aus Langenwolmsdorf überlasse, weil derselbe in Verbindung mit seinem Vater eine nicht unbedeutende Anzahl von Orgeln [...] gebaut hat, unter andern die Orgeln in Hohnstein, DorfWehlen, Eschdorf und Schönfeld . [...]"
- Pfarrer J.G. Freund, Schönfeld, Feb. 1841: "[...] 5. Die alte Orgel ist im Grunde nur ein großes Positiv. Im heurigen Frühjahr kommt nun das neue Orgelwerk an, woran seit 2 Jahren vom Orgelbauer Herbrig zu Altstadt bei Stolpen gebauet wird"
- Pfarrer J.G. Freund, Schönfeld, 1841: "1841 zum 2. Adventssonntag [wurde] die neue Orgel eingeweiht, die Hr. Herbrig in Langstwolmsdorf für 1200 Thaler erstellte."
Die Herbrig-Orgel hatte eine mechanische Traktur, Schleifladen und 10 Stimmen im Hauptwerk, 6 im Oberwerk und 4 im Pedal (II / 10+6+4) . Die Orgel war 1903 in einem miserablen Zustand, u. a. mit 26 fehlenden und zahlreichen defekten Pfeifen, total verstimmt und verschmutzt: "[...], dass der [...] Chor reiner gesungen hat als die Orgel spielte." (Kantor P. Pabst, Schönfeld, Mai 1903). Der Kirchenvorstand entschied sich nicht für eine Reparatur, wie von den Gebr. Jehmlich, Dresden und E. Lohse, Dippoldiswalde angeboten, sondern für einen Orgelneubau nach Angeboten von Gebr. Jehmlich, Dresden; Eule, Bautzen; Jahn & Sohn, Dresden. Den Auftrag erhielt die letzt genannte Firma.
Die neue Orgel wurde 1904 von "Julius Jahn & Sohn aus Dresden-A." gebaut, das Gehäuse vom ortsansässigen Tischlermeister Friedrich Otto Bretschneider. Diese Orgel hat 24 Register (II/ 11+8+5), eine pneumatische Traktur und "Koppeln und Spielhülfen". 1934 Pflege und Umdisponierung durch die Gebr. Jehmlich. 1976 Instandsetzung und Veränderung der Disposition des Instruments durch Johannes Schubert, Dresden. 2012/13 Sanierung des Orgelwerks durch Johannes Lindner (Radebeul) und Thomas Bartsch in zwei Baustufen. In einer dritten erfolgte 2015 noch der Nachbau von 7 nicht mehr vorhandenen Stimmen sowie die Wiederherstellung der stark veränderten pneumatischen Spieltraktur entsprechend des Jahn-Originals.
1 2 3
(1) Foto: K. Mann
Das invertierte Bild zeigt die Hauptmerkmale der "Gesichter" der Herbrig-Orgeln in der zweiten Schaffensperiode (Vater & Sohn) sehr deutlich: 5 Achsen, die beiden "H"s, die kleinen Satteldächer auf sämtlichen Pfeilern, die vier Spitzbogenfenster in den schmalen Achsen und die bogenförmig abfallenden Dächer der Außenfelder.
(2) Detail einer Zeichnung, Fotokopie ausgefertigt vom Landeskirchenamt Dresden für R. König, Schönfeld.
Die Bauzeichnung stammt vom Architekturbüro Theodor Quentin und enthält den Stempelaufdruck: Schönfeld am 28. Januar 1896. Die maßstabgerecht gezeichnete Orgel zeigt hier aber drei große Achsen.
Erklärungsversuche: ♦ Man könnte annehmen, dass die Herbrigs ihr neues Werk in das Gehäuse der Vorgängerorgel, das vielleicht so aussah, eingebaut haben. ♦ Plausibler erscheint jedoch, dass die eingepasste Orgelskizze ein fiktives, evtl. austauschbares Detail darstellt.
(3) Foto: Hartmut Schütz
Die Herbrigs haben zu ihren Angeboten für Neubauten Referenzen angegeben und Zeichnungen vorgelegt [ siehe bitte hier ], bestimmt auch in Schönfeld. Die vorn beschriebenen Merkmale der Herbrig-Orgeln kann man am Gehäuse der Jahn-Orgel von 1904 wiedererkennen.
zurück